Albert Heijn und Jumbo über die Zukunft des Verkehrs

Wenn man die Supply-Chain-Direktoren der beiden größten niederländischen Supermärkte zusammenbringt, ist eines sicher: Langweilig wird es nicht. Schon gar nicht, wenn man sie in die ANWB-Zentrale einlädt und Fill-Reader Jon Bakker auch live dabei ist. Eine Diskussion über die Zukunft von Transport und Logistik und die Rolle der Digitalisierung dabei:
Zu Beginn dieses Jahres zählte die Abteilung Verkehrsinformation des ANWB fast 2.200 Kilometer Stau in den Niederlanden. Noch nie zuvor war es so eng gewesen. Schneefälle, vor allem in der Mitte und im Osten, verhinderten ein Durchkommen. Einen Tag später zog Rian Vreeburg, ANWB-Direktor für Notfalldienste, Bilanz über den Rekordtag. Bemerkenswert: Für die Wegenwacht war es ein normaler Tag. "Schneefall lässt die Leute vorsichtiger fahren", erklärt Vreeburg. "Nicht Schnee, sondern Frost führt zu Pech, weil die Batterien einfrieren."
Am Morgen nach den Rekordakten sind Karel de Jong und Tony Vendrig zu Gast beim ANWB. Beide sind Director Supply Chain, De Jong bei Jumbo, Vendrig bei Ahold Delhaize / Albert Heijn. Bei einem Besuch in der Abteilung für Verkehrsinformationen fühlen sich Karel und Tony wie 'ein Kind im Süßwarenladen'. Hier werden '24/7′ Informationen über die Situation auf dem nationalen Straßennetz über verschiedene Plattformen, von Radio und Teletext bis zum Internet, verbreitet. Eine wichtige Information für die Lieferkette, denn die Geschäfte müssen ihre Waren rechtzeitig erhalten.

Stau-Update

"Ist Jon Bakker da?", fragt Vendrig. Der Mann, der soeben in ein Mini-Studio geschlüpft ist, um Radio 2 Niederlande ein Update zu geben, ist Jon Bakker, der Kollege von anderen bekannten Stimmikonen wie Heleen de Geest, Cees Quax, René Passet und Yolanda van der Velden. Am Tag, nachdem sich die Staus zu - vorerst - einsamen Höhen aufgeschaukelt haben, hat John nur wenige Details zu berichten, abgesehen von einem umgestürzten LKW auf der N305 zwischen Almere und Dronten und einem Unfall an der Anschlussstelle Galder.
Arnoud Broekhuis, Leiter der Abteilung Verkehrsinformation, zoomt die aktuelle Situation um die Nummer 17 aus der Stau-Top-20 auf einem großen Bildschirm heran: "Hier können Sie genau sehen, mit welcher Geschwindigkeit die Autos derzeit an der Kreuzung fahren: maximal 50 Kilometer pro Stunde. Sie können auch sehen, wie viel Zeit die Autofahrer dort zusätzlich brauchen".

Simacan-Kontrollturm

Simacan führt Daten aus der nationalen Straßenverkehrsdatenbank und von TomTom zusammen und stellt sie den Kunden zur Verfügung. ANWB nutzt diese Daten, um angereicherte Verkehrsmeldungen herauszugeben, während Ahold und Jumbo diese Informationen über Simacan nutzen, um die Versorgung ihrer Geschäfte so effizient wie möglich zu planen und zu überwachen. Über den Control Tower von Simacan haben sie Zugang zu genauen Lieferinformationen und alle Glieder der Logistikkette können kontinuierlich mit aktuellen Daten versorgt werden. Der angekündigte Schnee vom Vortag führte nicht zu einer allzu großen logistischen Misere. Von den rund 1.000 Filialen, die Albert Heijn in den Niederlanden in Belgien betreibt, konnten letztlich drei nicht mehr beliefert werden. Auch bei Jumbo gab es große Probleme, sogar bei der Hauszustellung. Karel de Jong: "Meine Frau hatte Lebensmittel bestellt und ein Paket sollte geliefert werden. Jumbo fuhr pünktlich vor, aber der Paketzusteller rief an.

"Wir müssen uns von der Vorstellung verabschieden, dass man immer ein eigenes Verkehrsnetz braucht.

Überschaubarer

Die Digitalisierung hat den Logistikprozess der beiden Supermärkte deutlich überschaubarer gemacht. Während früher die Lkw nach dem Verlassen des Distributionszentrums mehr oder weniger von der Bildfläche verschwanden, hat die Logistikkette nun durchgehend Einblick in und Kontrolle über alle Fahrten von A nach B. Die Frage ist, was die Digitalisierung den beiden Verladern in Zukunft noch bieten wird. Sowohl De Jong als auch Vendrig haben dazu ihre Gedanken:

Wirkungsgrad

De Jong: "Ich bin froh, dass unsere Lastwagen nicht aus Glas sind. Manchmal sind sie voll beladen, aber es gibt auch halbvolle. Oder noch schlimmer. Als Verlader nutzen wir alle dasselbe Straßennetz, stehen in denselben Staus und umgehen Straßensperrungen über dieselben Umleitungen. Ich erwarte, dass wir dank der Digitalisierung viel mehr Austausch zwischen Verladern bekommen werden. Ganz einfach, weil Transport für uns eine Ware ist. Der Transport verschafft uns keinen Wettbewerbsvorteil, genauso wenig wie Albert Heijn oder Dirk van den Broek. Aber wir müssen ihn richtig gestalten, weil wir sonst einen Kostennachteil, also einen Wettbewerbsnachteil haben. Aber ich denke, wir sollten uns langsam aber sicher von der Vorstellung verabschieden, dass man immer sein eigenes Transportnetz nutzen sollte, um Dinge von A nach B zu bringen."
Vendrig: "Ich stimme mit Ihnen überein. Es gibt Untersuchungen über die Effizienz des Taxiverkehrs in New York. Fazit: Wenn man Angebot und Nachfrage richtig verknüpft, kann man die Zahl der Taxis um dreißig Prozent reduzieren. Auch in unserer Welt können wir viel effizienter fahren. Jetzt schneiden wir die Planung in Kästchen und bauen in jedes Kästchen Margen für unvorhergesehene Umstände ein.
Mit sachlichen digitalen Informationen können wir eine Menge Abfall vermeiden und wir können vollere Autos und flexible Kombinationen fahren. Wir ziehen es vor, nicht in der morgendlichen Rushhour zu fahren. Gleichzeitig sagen die Kommunen oft: Ihr könnt zwischen 7 und 9 Uhr ausladen. Das ist gut, denke ich, denn so verursachen wir Staus. Aber angenommen, unsere Fahrer dürfen nach 9 Uhr entladen, dann kann ich zwei Dinge versprechen. Erstens: Wenn wir sagen, dass wir um viertel nach 9 da sein werden, dann werden wir es so einrichten, dass wir tatsächlich da sind. Und zweitens: Ich garantiere, dass wir mit einem sauberen Auto kommen und dass der Fahrer darin geschult ist, sicher durch die Stadt zu manövrieren. Um viertel nach zehn werden wir aus der Stadt sein. Ich stelle fest, dass die Kommunen dafür immer offener werden. Das gilt auch für das Entladen um sechs Uhr morgens mit einem leisen Lkw, der mit Kameras statt mit Rückfahrsignalen ausgestattet ist.

De Jong: "... Und mit einem Fahrer, der beim Entladen das Radio ausschaltet. Übrigens ist Uber ein Beispiel für eine innovative Entwicklung, von der Verlader lernen können. Abgesehen von der Diskussion über die Sicherheit hat Uber ein neues Logistikmodell eingeführt, das rein datenbasiert ist. Die Fahrzeuge werden auf der Grundlage von Variablen wie Nachfrage, Standort, gewünschte Lieferzeit und Menge eingesetzt. Daraus können wir lernen. Für uns ist es wichtig, dass der Lkw pünktlich in der Filiale eintrifft, egal ob es sich um ein eigenes Fahrzeug oder um einen Lkw aus einem anderen Netzwerk handelt. Wenn wir die Netze auf der Grundlage der verfügbaren Informationen miteinander verbinden, können wir viel effizienter fahren. Dies geschieht übrigens bereits in kleinem Maßstab. Es gibt zum Beispiel Lastwagen, die erst eine Fahrt für Ahold machen und dann eine Fahrt für Jumbo abholen. Dank der Digitalisierung können wir viel weiter in Richtung einer zentralen Steuerung gehen".

Platooning

Vendrig: "Platooning ist ein interessantes Phänomen, weil unsere Lkw einen großen Teil auf der Autobahn fahren. Dann ist Platooning eine Option, um Kraftstoff zu sparen und einen besseren Verkehrsfluss zu gewährleisten. Ich bezweifle, dass es für den Fahrer einen unmittelbaren Nutzen bringt. Er kann ja nicht auf einmal ruhig auf dem Rücksitz sitzen. Ich habe viel Kontakt mit der Technischen Universität Delft, die im Bereich der Robotik tätig ist. Ihre Analyse besagt, dass Platooning uns in den nächsten zehn Jahren sicher nicht helfen wird.
De Jong: "Es bleibt die Frage: Finden wir einen selbstfahrenden 18-Meter-Lkw gesellschaftsfähig? Das sehe ich noch nicht. Ich glaube schon, dass die Digitalisierung dazu beitragen kann, die Pkw effizienter miteinander zu vernetzen. Wenn sie ihre Geschwindigkeit automatisch aneinander anpassen, wird es bald keine Staus mehr geben und Jon Bakker kann in den Vorruhestand gehen".

Intelligente Algorithmen

De Jong: "Ich integriere aktuelle Verkehrsinformationen und Wettervorhersagen vollständig in unsere Planung. Im Moment kommen wir manchmal zu spät zu einem Geschäft, während unsere auf digitalen Daten basierende Planung es uns ermöglichen sollte, pünktlich zu sein. Es gibt also noch etwas anderes. In Zukunft werden wir dank immer intelligenterer Algorithmen und eines selbstlernenden Planungssystems in der Lage sein, eine Woche im Voraus vorherzusagen, wie spät Sie sein werden. Wenn Sie zu spät kommen, ist es möglich, dass ein Regal leer wird. So interagiert es. Ich liebe die Menschen, und aus Liebe zu ihnen denke ich, dass wir ihnen die Planung nicht überlassen können."
Vendrig: "In unserem Vertriebszentrum in Geldermalsen gibt es einen Club von Leuten, die täglich damit beschäftigt sind, die Zeitpläne anzupassen. Sie nehmen Eingriffe auf der Grundlage aktueller Informationen vor. Die Frage ist: Können wir die Qualität des Eingriffs im Nachhinein messen? War es eine gute Entscheidung oder hätten wir etwas anderes oder gar nichts tun sollen? Algorithmen werden bald so intelligent sein, dass sie diese Aufgabe vollständig übernehmen werden. Und der Fahrer? Er steigt ein und ist sich sicher, dass sein Arbeitstag um 17.00 Uhr zu Ende sein wird.
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