100% Digitale Logistik: Ist das möglich?

Die vollautomatische Abwicklung von Transportaufträgen wird von vielen Spediteuren als der heilige Gral ihrer Tätigkeit angesehen. Schließlich wird ein supereffizienter Auftrags-zu-Bargeld-Prozess in Echtzeit die Rentabilität des Unternehmens (turbo-)steigern. Doch hinter der 100%-Digitalisierung steckt viel mehr, als die meisten Unternehmen denken. Der knifflige Teil: Akzeptieren andere Unternehmen Ihre Daten als die Wahrheit?
Wer an Digitalisierung* denkt, denkt an überschaubare Transportnetze, menschenleere und vollautomatisierte Order-to-Cash-Prozesse (O2C) und intelligente Planungssysteme, die ganze Lieferketten in Echtzeit optimieren. Logischerweise wird dies als der ultimative Schritt im Transportmanagement angesehen; er bietet enorme Vorteile. Es wird nicht nur die interne Effizienz - und damit die Gewinnspanne - drastisch erhöhen, sondern die Spediteure können den Verladern auch einen viel größeren Mehrwert bieten. Zum Beispiel in Bezug auf die Nachhaltigkeit, indem sie den Verladern einen Einblick geben, wie sie ihren ökologischen Fußabdruck verringern können.

Digitalisierung im Verkehrswesen: Was ist zu beachten?

Es ist ein Irrglaube, dass mit der Digitalisierung der Prozesse der Transportabwicklung auch die finanzielle Abwicklung vollständig automatisiert wird. Die Idee dahinter ist, dass eine Plattform wie Simacan alle Fahrzeugbewegungen auf die Minute genau identifiziert und aufzeichnet. So weiß man im Grunde, welcher Fahrer gerade einen Auftrag für einen Kunden erledigt. Die Annahme ist also, dass jeder gefahrene Kilometer sofort, fehlerfrei und ohne Diskussion abgerechnet werden kann. Das ist natürlich eine sehr attraktive Zukunftsvision! Aber bis heute (2023) noch ein bisschen zu schwarz-weiß, und zwar aus folgenden Gründen

1. Wie lauten die Vereinbarungen für außerplanmäßige Fahrten?

Transporteure fahren geplante, aber auch ungeplante Fahrten. Wenn ein Verlader eine Fahrt an einen Logistikdienstleister vergibt, wird diese in der Regel von A bis Z geplant. Es wurde im Voraus vereinbart, welche Orte (Haltestellen) diese Fahrt anfahren soll, welche Fracht enthalten sein soll, und auf der Grundlage der Kilometerleistung und/oder der Dauer wurde auch ein Preis vereinbart. In diesem Fall ist ein automatisiertes System durchaus in der Lage, im Nachhinein festzustellen, ob die Planung korrekt durchgeführt wurde. Und schickt die Rechnung raus. Der Verlader - wenn beide eine Plattform wie Simacan nutzen - verfügt über genau dieselben (Post-Trip-)Daten zur Transportdurchführung wie der Spediteur. So sind die Systeme in der Lage, miteinander zu interagieren und automatisch zu prüfen, ob die Rechnung korrekt ist, bevor sie schnell zur Zahlung freigegeben wird.
Und was ist mit nicht geplanten Aufgaben?

Das Tückische daran ist jedoch, dass Transporteure auch viele außerplanmäßige Aufgaben übernehmen. Ein Lkw und sein Fahrer könnten für einen Tag an einen Verlader oder einen anderen Transporteur vermietet werden. Es ist dann nicht im Voraus bekannt, welche Fahrten dieser Fahrer an diesem Tag durchführen wird. Außerdem gibt es Reisen für Zwischendurch". wenn ein Lkw-Fahrer eine Fracht zu einem anderen Depot bringt oder den Lkw in die Waschanlage fährt. Normalerweise werden solche Aktivitäten nicht in einem Planungssystem geplant. Sie werden vielmehr ad hoc von Planern und/oder Fahrern angeordnet. Das spart Bürokratie und, was noch wichtiger ist, es gibt den Transportunternehmen die Flexibilität, auf aktuelle Entwicklungen zu reagieren. Aber diese Flexibilität und Ad-hoc-Entscheidungen sind schwer zu dolmetschen'. anschließend durch ein IT-System.

Wenn also eine Aktion nicht geplant ist, aber Kilometer gefahren werden, kann ein IT-System nicht feststellen, wem diese Kilometer zugerechnet werden sollen!

2. Diskussionen über die Abrechnung nach Stunden

Fangfrage: Wenn ein Lkw und sein Fahrer für acht Stunden an ein anderes Unternehmen vermietet werden, der Lkw aber nur eine Stunde von diesen acht Stunden untätig war, kann der Spediteur dann sieben oder acht Stunden in Rechnung stellen? Diese Frage lässt sich nur beantworten, wenn man weiß, warum das Fahrzeug eine Stunde lang nicht in Betrieb war und was vereinbart wurde. War eine Laderampe besetzt, mit Wartezeit? Lag es an einem Stau? Ging der Fahrer in die Mittagspause? Wie dies abzurechnen ist, hängt ganz davon ab, was vereinbart wurde. Wenn im Vorfeld keine Vereinbarungen getroffen wurden, nützt die Digitalisierung nichts, weil es immer Diskussionen geben wird. Das hat zur Folge, dass die Menschen wieder einbezogen werden müssen, um die Situation zu beurteilen und zu besprechen, wer was bezahlen soll.

3. Welche Daten werden als Basiswahrheit akzeptiert?

Automatisches Order-to-Cash ist also nur möglich, wenn die Vereinbarungen zwischen den Organisationen eindeutig definiert und von beiden Seiten akzeptiert sind. Und genau hier drückt oft der Schuh. Angenommen, ein Verlader plant eine Fahrt von A nach B, der Spediteur muss mit der Fahrzeit einverstanden sein, die der Verlader dafür berechnet. Welcher Routenplaner gilt dafür als führend?
Was ist mit Verzögerungen?
Noch kniffliger sind Vereinbarungen über Verzögerungen. Ein Beispiel: Was wird geregelt, wenn ein Fahrer eine Stunde lang an einer besetzten Laderampe warten muss? Das ist kompliziert, weil es verschiedene Ursachen geben kann. War es die Schuld des Fahrers, weil er zu spät kam und sein Zeitfenster verpasst hat? Wurde der Fahrer durch einen vor ihm fahrenden Lkw aufgehalten, der zu spät kam? Und was ist, wenn dieser Lkw vor ihm ein Kollege ist, der für dasselbe Unternehmen arbeitet?
Wie kann Simacan helfen?
Simacan ist in der Lage, Klarheit in Situationen zu bringen, die Diskussionen auslösen. Denn unsere Plattform liefert klare Dateneinblicke in das, was passiert ist. Aber noch wichtiger ist, dass sich die Parteien zunächst darüber verständigen, wie das Ergebnis oder die Entscheidung in allen möglichen Situationen aussehen wird. Ein IT-System kann nicht von sich aus Entscheidungen treffen; Urteile zu fällen ist immer noch menschliche Arbeit. Computer können Entscheidungen treffen, aber sie tun dies auf der Grundlage von Anweisungen und Algorithmen, die ihnen von Menschen einprogrammiert wurden.

Standardisierte Transportprotokolle und klare logistische Vereinbarungen

100% Die Digitalisierung von Transportmanagementprozessen ist sicherlich möglich, erfordert aber weit mehr als nur die Verfolgung und Erfassung von Fahrzeugen und Sendungen. Die Logistikparteien müssen im Voraus entscheiden, welche Maßnahmen in den verschiedenen Situationen ergriffen werden müssen. Diese müssen zu standardisierten Protokollen werden, und alle Beteiligten müssen akzeptieren, dass IT-Systeme das Ergebnis im Nachhinein finanziell bestimmen. Vor allem bei letzterem liegt noch ein langer Weg vor uns. Dies erfordert Vertrauen. Unternehmen werden sich nur dann trauen, ihre Finanzabwicklung vollständig zu automatisieren, wenn sie sicher sind, dass ein IT-System die richtige Entscheidung.

Beginnen Sie mit der Digitalisierung Ihrer Transportprozesse

Unser Rat ist beginnen Sie jetzt mit der Digitalisierung Ihrer Transportprozesse. Entscheiden Sie, welche Systeme Sie (weiterhin) nutzen wollen. Und prüfen Sie, wie und ob andere Systeme mit ihnen interagieren können. Seien Sie sich aber bewusst, dass für vollautomatisierte Prozesse zunächst ganz klare Protokolle und Vereinbarungen getroffen werden müssen, um "richtige" Ergebnisse zu garantieren. Fangen Sie also neben der Digitalisierung an, eine Bestandsaufnahme zu machen, zu standardisieren, zu planen und konkrete Vereinbarungen und Protokolle zu treffen. Der heilige Gral ist definitiv in Sicht... aber 100% digitale Logistik ist zum jetzigen Zeitpunkt noch eine Utopie.

* Die Digitalisierung ist notwendig, bevor die digitale Transformation möglich ist. Unter Digitalisierung versteht man die Verarbeitung von Daten aus dem gesamten Unternehmen und von Vermögenswerten mit Hilfe fortschrittlicher digitaler Technologien, was zu grundlegenden Veränderungen der Geschäftsprozesse führt, die wiederum neue Geschäftsmodelle und soziale Veränderungen zur Folge haben können.

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